Geförderte Projekte
Die Von Behring-Röntgen-Stiftung hat seit 2006 rund 22,5 Millionen Euro für über 130 medizinische und biomedizinische Forschungsprojekte und für die Arbeit exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewilligt.
In ihrer aktuellen Förderrunde konnten sich die Begünstigten über insgesamt 1,3 Millionen Euro für acht Forschungsvorhaben freuen. Die Gelder stehen ab 2022 für sechs Forschungsvorhaben von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie zwei Kooperationsprojekte mit gemeinsamer Beteiligung von Marburger und Gießener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bereit, die unter anderem an Themen aus den Bereichen der Dermatologie und Neurologie arbeiten.
Aktuelle Projektförderungen ab 2022
Pemphigus vulgaris ist eine seltene, schwere Autoimmunerkrankung, bei der sich Blasen und Erosionen auf der Haut und den Schleimhäuten bilden. Bisher wird die Erkrankung mit unspezifischen Therapien wie hoch dosierten Kortisonpräparaten behandelt. Bei einer Vielzahl von Patienten sind diese Standardtherapien jedoch nicht ausreichend. Die Marburger Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Christine Zimmer will in ihrem Forschungsprojekt zur Aufklärung der immunologischen Mechanismen beitragen, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Erkrankung beitragen. Ziel des mit 120.000 Euro geförderten Projektes ist es, basierend auf den diesen Mechanismen neue zielgerichtete Therapiestrategien zu entwickeln.
Die Parkinson-Krankheit ist die häufigste Bewegungsstörung und betrifft weltweit mehrere Millionen von Menschen. Trotz intensiver Forschung existiert derzeit keine Therapie, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder ihre Manifestation verhindern könnte. Ziel des Projektes von Dr. Fanni Fruzsina Geibl ist es, mithilfe hochmoderner neuroanatomischer Methoden die Ausbreitung und das Fortschreiten der Erkrankung auf zellulärer Ebene zu untersuchen und besser zu verstehen. Mit 177.000 Euro wird das Projekt der Marburger Nachwuchswissenschaftlerin unterstützt.
Die Sepsis (Blutvergiftung) ist die häufigste Todesursache durch Infektionserkrankungen und wird vor allem von bakteriellen Krankheitserregern der Lunge, der Harnwege, der Haut und des Darms verursacht. Dr. Katrin Bedenbender will in ihrem Projekt den Einfluss bakterieller Vesikel von Erregern, die zu Blutvergiftungen führen, auf die Innenwand der Blutgefäße, das Endothel, untersuchen. Hierbei soll neben der Endothel-Funktion insbesondere der gefäßschützenden Faktor RNase1 eine zentrale Rolle spielen. Ihr Ziel ist die lebensrettende Entwicklung neuer Präventions- bzw. Therapieansätze zur Behandlung krankhafter Gefäßveränderungen in der Sepsis. Das Projekt der jungen Marburger Nachwuchswissenschaftlerin wird mit 150.000 Euro gefördert.
Dendritische Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Der Marburger Forscher Dr. Johannes Mayer und sein Gießener Kooperationspartner Prof. Dr. Marek Bartkuhn gehen davon aus, dass sich Dendritische Zellen an ihre Gewebeumgebung anpassen und spezifizieren. Sie wollen jetzt untersuchen, ob diese Spezifizierung bei der Immunantwort gegen Impfstoffe eine Rolle spielt und diese positiv oder negativ beeinflusst. Durch komplexe Einzel-Zell-Analysen wollen die beiden Wissenschaftler die gewebespezifischen Entwicklungsstufen von Dendritischen Zellen in der Haut und Lunge analysieren und ihre Funktion genau definieren, um eine verbesserte Impfantwort zu erzielen. 270.000 Euro wendet die Stiftung für das Projekt auf.
Herz-Kreislauferkrankungen stehen an der Spitze der Todesursachen. Dabei stellt Vorhofflimmern die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung dar, von der etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen sind. Vorhof- und Kammerflimmern sind meist mit schwerwiegenden Folgen verbunden und können zu einem Schlaganfall oder plötzlichem Herztod führen. In vielen dieser ungeklärten Fälle liegt eine Genmutation in einem Ionenkanal vor. Die Marburger Nachwuchswissenschaftlerin Kirsty Sophia Vowinkel will die Rolle von Mutationen im KCNJ5 Gen bei verschiedenen genetisch bedingten Herzrhythmusstörungen aufklären und damit die Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten schaffen. Das Projekt wird mit 200.000 Euro gefördert.
In der Leber werden verschiedene Formen von Gallensäuren gebildet, die eine entscheidende Rolle bei der Verdauung im Darm spielen und auch im Blutkreislauf vorkommen. Diese zirkulierenden Gallensäuren wirken als Hormone und beeinflussen wichtige Stoffwechselvorgänge im Körper, u. a. im Fettgewebe. Dr. Andreas Schmid und Dr. Hannah Belikan möchten die Wirkungsweise von bestimmten Gallensäuren bei Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas) erforschen, um neuartige Ansätze zur Förderung von Stoffwechselgesundheit und Gewichtsreduktion zu entwickeln und die Anwendung bestehender Therapieformen zu verbessern. Die Stiftung wendet 128.000 Euro für das Projekt der beiden Gießener Nachwuchswissenschaftler auf.
Im Nebenhoden durchlaufen Spermien zahlreiche biochemische Reifungsprozesse, um ihre Zeugungsfähigkeit zu erhalten. Die Spermien müssen daher sowohl vor Reaktionen des körpereigenen Immunsystems als auch vor aufsteigenden bakteriellen Infektionen geschützt werden. Da der Nebenhoden von gewebsständigen Immunzellen, insbesondere Makrophagen, dicht besiedelt ist, möchte Dr. Christiane Pleuger in ihrem Projekt die Rolle der Makrophagen im immunologischen Gleichgewicht des Nebenhodens durch zielgerichtete Eliminierung dieser Zellen untersuchen. Das Forschungsprojekt der Gießener Nachwuchswissenschaftlerin wird mit 195.000 € unterstützt.
Intensivpatienten mit einem schweren Schlaganfall oder Hirnblutung benötigen häufig eine als künstliches Koma bezeichnete therapeutische Sedierung. Dafür werden Narkosemittel eingesetzt, die entweder inhaliert oder dem Patienten über die Vene gegeben werden. Unklar ist bisher, welches der beiden Verfahren vorteilhafter ist. Die intravenöse Gabe der Narkosemittel überzeugt durch ihre einfache Handhabung. Nachteilig ist jedoch, dass sich die Substanzen im Körper anhäufen und somit das Aufwachen verlängert wird, sowie die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten. Im Gegensatz dazu haben inhalative Narkosemittel weniger Wechselwirkungen und häufen sich im Körper nicht an. Der Gießener Dr. Patrick Schramm und sein Marburger Kooperationspartner Dr. Ole Simon und Dr. Leona Möller erhalten für einen ersten wissenschaftlichen Vergleich der beiden Verfahren 79.000 Euro.
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